Warum ist mir Storytelling so wichtig – und warum erfüllt mich das Erzählen auch privat so sehr? Und warum bin ich eigentlich immer noch selbstständig? Persönliche Krisen und verlockende Angebote gab es schließlich genug.
Was reizt mich, was hält mich und was motiviert mich? Spoiler: Es ist nicht das Geld! Es ist das mit der Selbstbestimmung!
Sandra Hoppenz’ Blogparade „Was bedeutet für mich Selbstbestimmung?“ nehme ich als wunderbaren Anlass, einmal über diesen Aspekt in meinem Leben und über das Erzählen allgemein nachzudenken. – Danke, liebe Sandra, für die Inspiration!
Was bedeutet Selbstbestimmung für mich?
Seit 2001 bin ich selbstständig. Meine Ausrichtung hat sich in den Jahren verändert. Erst schrieb ich viele Flyer, später Website-Texte und Newsletter als Werbetexterin. Seit einigen Jahren habe ich mich immer mehr auf das Schreiben von Fachbüchern und Chroniken spezialisiert. Für mich macht das Erzählen einen großen Teil meiner Selbstbestimmung aus.
Wählen zu können, was ich will. Leben, wie es mir guttut und niemals in diesen Mindfuck zu rutschen, der da heißt „Das kann ich sowieso nicht ändern!“, das bedeutet Selbstbestimmung für mich.
Selbstbestimmung ist Arbeit, und die müssen wir aktiv betreiben. Das Thematisieren meines Problems oder Zustands, indem ich es (mir) erzähle– und so buchstäblich vor Augen führe – hilft mir sehr.
Beispiel: Durch die teils sehr brutale Umgangsweise miteinander in der Welt, stellt sich in mir schon mal Hilflosigkeit ein. Das macht mich mutlos, ich fühle mich fremdbestimmt. Sobald ich das merke und in Worte fasse („Hallo Mindfuck!“), kann ich aktiv gegensteuern. Dann rutsche ich nicht in einen „Fremdbestimmt-Modus“ hinein.
Was brauche ich, um selbstbestimmt zu sein?
Um überhaupt selbstbestimmt zu leben und für mich entscheiden zu können, was mir gut und was mir nicht guttut, muss ich gut informiert sein und auf mein Bauchgefühl hören. Und dann muss ich es mir selbst vor Augen führen: spiegeln. Ich nutze dazu die Kraft des Erzählens.
Alle drei Aspekte sind mir sehr wichtig. Information und Bauchgefühl haben mich schon vor mancher Fehlentscheidung (oder Verzettelung) gerettet, aber nur weil ich dann beides für mich in Worte gefasst habe. Daher finde ich die Recherche und das “Hinter den Vorhang schauen” unabdingbar für eine gute Entscheidung. Nebenbei bemerkt, empfehle ich das Informieren, Hineinspüren und in eigene Worte fassen auch meinen Kunden für ihre Projekte. .
Habe ich mich ausreichend informiert, dann kann ich etwas für mich auswählen, das mir guttut. Das verstehe ich als selbstbestimmt wählen. Oder andersherum: Informiere ich mich nicht vorher, kann ich nicht wählen, bin ich nicht selbstbestimmt.
Ich informiere mich nicht nur kurz vor einer Bundestagswahl, sondern immer, wenn eine Entscheidung ansteht: Berufswahl, gesundheitliche Probleme, persönliche Dinge, Ehrenamt, Ernährungsweise … Ich informiere mich und entscheide mich dann dafür oder dagegen. So kam es schön öfter bei mir vor, dass ich etwas erst total super fand und auch fast mitgemacht oder zugesagt hätte, und dann doch abgesagt habe. Es hätte mir einfach nicht gutgetan und nicht zu mir gepasst!
Wie selbstbestimmt arbeite ich?
Ich habe eine Routine, zu der auch Pausen gehören: Morgens, mittags und am Abend ist Feierabend, wie in der Festanstellung. Aber das klappt nicht immer, den Selbstbestimmt leben ist Arbeit! Was immer klappt, sind meine Urlaube: Die plane ich ein, gebe allen Bescheid und bin dann auch wirklich nicht erreichbar. – Das ist nicht nur fair für mich, sondern auch sehr transparent für meine Kunden und klappt übrigens seit über 20 Jahren.
Fremdbestimmt arbeiten, passiert in der Selbstständigkeit übrigens häufiger als man denkt. Wenn ich selbstständig und selbstbestimmt arbeiten will, heißt das für mich auch, dass ich manche Aufträge oder sogar allgemein eine Zusammenarbeit schon einmal ablehne, weil mir das nicht gut tut.
Wie selbstbestimmt lebe ich?
Kürzlich musste ich zum Beispiel mit einer schlechten Nachricht umgehen. Der Arzt hatte einen “Fleck” in meiner Brust entdeckt und wollte, dass wir den mit einer Mammographie genauer abklären. Zwei Wochen lagen zwischen Nachricht und Termin. Zwei Wochen Ungewissheit. Und ich? Fühlte mich sofort fremdbestimmt: von der Nachricht, von den Konsequenzen, die sie für mich bedeutet, von meinem Gedankenkreiseln nur um das eine Thema. Ich bin irgendwie gleich davon ausgegangen, dass ich wieder Brustkrebs habe.
Sofort brach meine Morgenroutine ein, meine Pausen, mein Denken … Dieses Mal gelang es mir nicht zu sagen, “da wird schon nichts sein in deiner Brust”. Denn meine Erfahrung hat mein Narrativ, “natürlich hast du wieder etwas”, in den vielen Jahren einfach zu stark gemacht. Schwupps, war ich im “Fremdbestimmt-Modus”.
Das hat mich wieder in den “Selbstbestimmt-Modus” gebracht: Mein Mann und ich fuhren für vier Tage weg. Nur wir zwei und die Natur. Ein bisschen radeln, lesen, reden und vor dem Wohnwagen sitzen und auf den Fluss gucken. Nach dem Kurzurlaub war ich im “Scheißegal-Modus”: Mir war egal, was als Ergebnis herauskommt, denn ich war überzeugt: “Wir gehen da gemeinsam durch und ich lebe einfach weiter, wie immer!” Der Satz kam übrigens von meinem Mann. Dann ging ich zur Mammographie und heraus kam … nichts! – Ich konnte es kaum glauben.
Was passiert, wenn ich nicht selbstbestimmt bin?
Dann kann mir jeder etwas erzählen und ich finde es gut! Dann passiert es mir, dass ich auf ein Narrativ hereinfalle, ohne es zu merken. Ich würde dann auch bei jedem Trend oder Hype unreflektiert mitmachen. Und ich würde mich komplett verzetteln.
Erst wenn ich mich selbst überzeugt habe, dass mir das ein oder andere guttut, und ich wirklich etwas davon habe, bin ich dabei. Information, Bauchgefühl und das Thema in Worte fassen, helfen mir, wieder selbst zu bestimmen, wo es lang gehen soll.
Beispiel: Nein, ich habe mir keine Actionfigur in Blister-Verpackung von mir von der KI gestalten lassen. Und ja, ich nutze KI, schreibe aber meine Texte und die meiner Kunden nach wie vor selbst, auch wenn noch so viele Experten gerade erzählen, dass KI die Lösung für alles ist. Einmal bin ich sogar angefragt worden, ob ich für einen neuen Chat-Bot Texte verfassen würde. Der Auftrag war gut bezahlt! Ich habe dankend abgelehnt mit der Begründung: Ich schaufle doch nicht mein eigenes Autorinnen-Grab!
Was ist für mich keine Selbstbestimmung?
Für mich ist Selbstbestimmung ein stetiger Prozess. Bei jedem Hype mitmachen, ohne zu überlegen, was mir das bringt → Fremdbestimmung. Wenn ich es allen recht machen will und mich dabei vergesse → Fremdbestimmung. Passiert mir schnell, da muss ich sehr aufpassen.
Wann habe ich zuletzt gespürt: Das ist mein Leben?
Es kribbelt! Wenn ich fühle, dass ich auf meinem Weg, in meinem Leben bin, bin ich aufgeregt. Es kribbelt im ganzen Körper und ich habe das Gefühl ich könnte ALLES schaffen. Außerdem nehme ich dann das, was gerade in meiner unmittelbaren Umgebung passiert, besonders intensiv wahr.
Wenn ich an meiner fantastischen Geschichte schreibe, kribbelt es auch ein paar Stunden später noch. Meine Morgenroutine hatte ich in der letzten Zeit vernachlässigt. Seit ich sie wieder aufgenommen habe, bin ich ganz bei mir. Seit meiner Entscheidung im Jahr 2024, mit eigenen Texten auf die Bühne zu gehen, kribbelt es in mir jedes Mal, sobald ich mich für einen Auftritt vorbereite und ich weiß – genau im Hier und Jetzt bin ich richtig!
Ist selbstbestimmt = egoistisch?
Nein, oder sagen wir mal, nicht zwangsläufig. Wenn Egoismus mit Selbstbestimmung verwechselt wird, dann wird aus dem selbstbestimmten Leben einfach nur „mein Egoding abziehen“, ohne Rücksicht auf andere. Das tut aber selbst nicht gut und ist für mich keine Selbstbestimmung.
Auch im sozialen Bereich gilt: Wähle ich selbstbestimmt, dann ist es Erfüllung. Wähle ich fremdbestimmt, dann denke ich früher oder später an „Aufopfern“.
Beispiel Ehrenamt: Wer denkt, dass man sich im Ehrenamt für eine gute Sache aufopfert, hat das mit dem sozialen Handeln nicht verstanden. Ich finde es sogar egoistisch, zu sagen, „ich opfere meine Zeit für (…) auf!“ Tut mir ein Ehrenamt nicht mehr gut, beende ich meine Unterstützung.
Was das Erzählen über uns verrät
Was unser Erzählen über uns – und über unsere Selbstwahrnehmung – verrät, habe ich übrigens in Ich erzähle also bin ich! verbloggt. Denn so wie ich (zum Beispiel in diesem Blogartikel über mich) erzähle, nehme ich mich selbst wahr!
Für mich ist selbstbestimmt zu leben ein Prozess, der niemals endet. Umso wichtiger finde ich es, dass ich merke, wenn ich wieder heimlich fremdbestimmt lebe. Dann mache ich das sofort für mich sichtbar, wie hier im Blogartikel Die Energie von Storytelling: Wie ich eine Geschichte schwächte und eine andere stärkte. Mit Erzählen gelingt Sichtbarmachen sehr gut – und das ist übrigens eine große Kraft des Erzählens oder Storytelling.
Fazit: Ich habe mich von der Werbetexterin zur Autorin, Trainerin, Märchenerzählerin und Poetin weiterentwickelt. Ich weiß, dass nichts, wirklich nichts ohne Grund geschieht. Indem ich diesen Artikel gerade schreibe, erkenne ich das auch mal wieder! 😉
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