Gastbeitrag: Storytelling mit Farben. Warum dein Branding mehr als ein Logo braucht

Storytelling mit Farben: Warum dein Branding mehr als ein Logo braucht!

Das ist ein Gastartikel von Heidrun Lutz, Grafikdesignerin und Expertin für nachhaltiges Design (mehr dazu ganz unten). Ich freue mich sehr, dass ich sie für einen Beitrag auf meinem Blog gewinnen konnte, denn sie bringt wortwörtlich Farbe ins Storytelling. Was machen Farben eigentlich mit uns, liebe Heidrun?

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Eine saftig grüne Wiese, eine leuchtend rote Wassermelone, ein blau-gelber Möbelriese … Farben sind mehr als nur hübsche Gestaltungselemente. Sie erzählen Geschichten. Sie wecken Emotionen und prägen den ersten Eindruck deiner Marke. Schon bevor ein einziges Wort gelesen wird, legen Farben eine Stimmung, bestimmte Werte und eine Persönlichkeit fest. Wenn du Farben also gezielt im Branding einsetzt, kannst du deine Story schon visuell erzählen. 

Ich wollte eigentlich nur schnell ein paar Kleinigkeiten kaufen, die ich beim letzten Einkauf vergessen hatte und zack stehe ich vor den aufgeschnittenen Wassermelonen. Diese saftigen Scheiben, die mir mit ihrem frischen Rot entgegen leuchten. Manche haben einen himbeerigen Ton, andere strahlen in sattem Erdbeerrot. Zum Anbeißen lecker.
Kein Wunder, dass sie mir ins Auge gesprungen sind. Rot ist so eine powervolle Farbe. Und dann ploppen auch sofort kleine Geschichten auf: heiße Sommertage, erfrischende Drinks, ausgelassene Stimmung, pure Lebensfreude.
Oder ein Stückchen weiter. Ich sehe das satte Grün von duftendem Basilikum. Sofort ist da ein Bild in meinem Kopf: Tomaten, Mozzarella, Basilikum: ein Teller voller Sommer. Jede Farbe löst in uns etwas aus, noch bevor wir bewusst darüber nachdenken. Es entsteht eine sofort eine Mini-Story im Kopf.
Und genau das passiert auch in Markenauftritten. Farben erzählen Geschichten, lange bevor ein einziges Wort gelesen wird.

Wenn Tomaten und Basilikum erzählen könnten … Die Kombi Rot-Grün weckt in uns das Gefühl von lebendiger Frische.

Farben: die erste Zeile deiner Markenstory

Storytelling beginnt nicht erst beim Text, sondern schon beim Hinschauen. Man könnte sagen, Farben sind die erste Zeile deiner Story.
Darum sollten Design und Text immer zusammenspielen. Nein, sie müssen. Nur dann wirkt dein Auftritt ganzheitlich, authentisch und erreicht und berührt deine Zielgruppe.
Design und die richtigen Farben sind eben keine hübsche Deko, sondern der Botschafter deiner Worte. Deiner Werte. Deiner Geschichte. Hast du großartige Inhalte, aber ein austauschbares Erscheinungsbild, wird deine Botschaft oft unklar oder sogar unsichtbar.

Was Farben wirklich mit uns machen

Jede Farbe ruft bestimmte Emotionen hervor. Hier ein paar Beispiele:

  • Rot: Energie, Leidenschaft, Lebensfreude – wie ein Feuerwerk, das alle Blicke fängt.
  • Blau: Vertrauen, Ruhe, Seriosität – das Gefühl, in den Himmel zu schauen und tief durchzuatmen.
  • Grün: Natürlichkeit, Wachstum, Hoffnung – die Farbe des Neuanfangs im Frühling.
  • Gelb: Optimismus, Kreativität – wie Sonnenstrahlen auf der Haut.

Mehr dazu findest du im Blogbeitrag „Welche Farben für dein Corporate Design?“ auf Heidruns Blog. 

Farben für die Hauptrolle oder Nebenrolle

  • Hauptcharakter: Farben prägen deine Marke, wenn du konsequent ein bestimmtes Farbschema nutzt.
  • Nebendarsteller: Akzentfarben unterstreichen deine Story.
  • Plot-Twist: Bewusste Regelbrüche, z. B. Schwarz-Weiß plus eine einzige Knallfarbe, das zieht die Aufmerksamkeit auf sich.
Storytelling mit Farben - Ritter Sport macht es vor!
Ritter Sport ist seit 1974 bekannt für sein quadratisches Format in Farben, die jeder Sorte ihre eigene Identität verleihen.

Ein paar Praxisbeispiele, was Farben können

  • Ritter Sport: Schon im Supermarktregal erkennst du an der Verpackungsfarbe, ob du Nuss, Erdbeere oder Joghurt in der Hand hältst. Und das schon bevor du liest, was draufsteht. Farbvielfalt = Produktvielfalt.
  • IKEA: Blau und Gelb sind nicht nur die Farben Schwedens. Sie stehen auch für den Möbelriesen aus Schweden. Das blau-gelbe Logo erreicht in Umfragen nahezu 100 % Wiedererkennung.
  • Naturkosmetik: Viele Marken setzen bewusst, aus verständlichen Gründen, auf Grün, weil es für Natürlichkeit und Gesundheit steht. (Es ist aber kein Muss.)
  • Und noch ein Beispiel aus meiner Praxis: Ein Coach für Führungskräfte. Er liebt das Meer und Leuchttürme. Und so war es naheliegend auch einen Leuchtturm als Symbol für sein Logo zu nutzen. Kombiniert mit einem gedeckten Meerblau und Sand/Goldbeige.
    Blau steht für Kommunikation, Vertrauen und Weite/Weitsicht. Beige/Gold für Leichtigkeit und Hochwertigkeit. So erzählt sein Branding schon visuell die Geschichte, die er seinen Kund*innen vermitteln möchte: Orientierung geben, Halt und Klarheit schaffen.

Mach mal einen Farb-Check!

Wenn du gerade dein Logo oder deine Website vor Augen hast, stell dir doch mal folgende Fragen:

  • Passt die gewählte Farbe zu deiner Markenstory?
  • Unterstützt sie den Tonfall deiner Texte?
  • Wie steht es um die Wiedererkennbarkeit?
  • Werden Emotionen geweckt, die zu deiner Zielgruppe passen?

Ein kleines Quiz für dich:

Stell dir vor, jede deiner Brandingfarben wäre eine Figur in einem Roman.

  • Welche Rolle spielt sie? Held*in, Sidekick (Nebenrolle), Bösewicht, Überraschungsgast?
  • Unterstützt sie die Story oder lenkt sie ab?

Fazit: Farben sind wie Worte

Werden Farben bewusst eingesetzt, entfalten sie ihre volle Kraft. Sie wecken Emotionen, prägen Erinnerungen und erzählen Geschichten, die im Kopf bleiben.

Teste mal, welche (kleine) Story deine Farben erzählen. Und dann schreibe sie weiter. Mit deinem Text, deinem Design, deiner Marke.

Fotos: Heidrun Lutz.

Heidrun Lutz - Grafikdesignerin

Heidrun Lutz

Heidrun Lutz gestaltet Markenauftritte, Logos und Designs für kleine, nachhaltige Manufakturen, Solo-Selbstständige und Visionär*innen, die für ihre Idee brennen und Nachhaltigkeit nicht nur als Trend verstehen. Ihr Ziel: Marken natürlich zum Strahlen zu bringen. Mit einem Design, das so gut passt wie dein Lieblingspulli. Echt, klar, glaubwürdig. Mit Persönlichkeit, Haltung & ganz viel Herz. Aus ihrem grünen Büro arbeitet sie ressourcenschonend und entwickelt umweltfreundliche Lösungen, die Werte sichtbar machen.

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