Wir Menschen unterscheiden uns von Tieren durch unsere Fähigkeit zu erzählen. Als erzählendes Wesen gestalten wir unsere Identität Realität und uns selbst. Wir organisieren und erinnern unsere Erlebnisse, unsere Ziele und Wünsche, Begründungen, Rechtfertigungen, Entschuldigungen, Ausreden … also unser gesamtes Leben mithilfe von Storytelling. Es geht sogar noch weiter: Wir weben uns auch das Bild der Welt und unserer Mitmenschen aus Erzählungen zusammen. Und jetzt kommt’s:
Ob wir uns nach dem Erzählen stärker oder schwächer fühlen, hängt ganz davon ab, wie wir erzählen. Es liegt also weniger an den äußeren Umständen, ob wir unser Leben als gut oder schlecht empfinden, oder ob andere unser Tun als langweilig oder spannend wahrnehmen, sondern daran, wie wir darüber erzählen.
Berühmtes Beispiel: Ob du sagst, „Das Glas ist halb voll“ oder „Das Glas ist halb leer“, ändert ja nichts an der Menge im Glas, aber es ändert alles für dich, wie du deine Realität wahrnimmst. Du kannst dich also auch selbst durch Storytelling stärken oder schwächen. – Es liegt bei dir!
Ich denke, also bin ich! (René Descartes)
Über die Macht der Sprache geht es schon im Prolog der biblischen Schöpfungsgeschichte: „Im Anfang war das Wort …“ und natürlich im berühmten Zitat von Descartes, „Cogito ergo sum“ (Ich denke, also bin ich.) Wissenschaftler sagen, wir Menschen sind das animale rationale, das durch unsere Sprache denkende Tier.
Dass Storytelling so gut für alle möglichen Ziele und Zwecke funktioniert, ist also keine Neuerfindung von Marketing-Strategen oder Coaches aus dem 21. Jahrhundert, sondern es ist total typisch für die Gattung Mensch. Die Kraft des Erzählens wird von Philosophen, Dichtern und Denkern schon seit Urzeiten versucht zu erklären.
Der Mensch, das erzählende Wesen
Anthropologen und Soziologen bezeichnen uns auch als self-interpreting animal: Der Mensch ist zugleich Autor und Figur dieses Schöpfungsmythos ist. Wir haben einen „Erzählinstinkt“, der ein allgemein menschliches Bedürfnis ist. Dieses Erzählbedürfnis will genau so befriedigt werden wie Essen, Trinken, Schlafen, soziale Kontakte und Sex. Tiere haben alle diese Bedürfnisse auch, nur das Erzählbedürfnis fehlt ihnen.
Deine Stärke (er-)zählt!
Nutze deine Fähigkeit, durch Erzählen deine Realität zu erschaffen und dein Erzählbedürfnis ab jetzt aktiv für dich – strategisch! Wie?
Erzählte Soft-Skills = einzigartige Stärken!
Wenn du zum Beispiel deine Stärken, wie Teamfähigkeit, Führungsstärke, Kreativität einfach nur aufzählst, stechen sie nicht heraus. Schließlich schreibt jeder diesen oder jenen Soft-Skill auf seine Fahne und in den Lebenslauf. Aber gepaart mit einer coolen Anekdote aus deinem Leben, zum Beispiel wie du mal eine Feier im Bekanntenkreis durch eine zündende Idee und deinem Organisationstalent gerettet hast, erzählst du deine Stärke und machst sie bildhaft sichtbar. Das sticht heraus!
Erzählte Berufe = spannende Berufe!
Du denkst, dein Beruf sei für die meisten langweilig? Stelle dich doch bei der nächsten Party mithilfe einer Figur oder Situation aus einem deiner Lieblingsfilme vor. Sage zum Beispiel: „Ich habe zwar den gleichen Haarschnitt wie Han Solo, aber meist kein ganz mieses Gefühl bei der Steuererklärung, denn ich bin Buchhalterin.“ So hast du die Sympathien gleich auf deiner Seite und man behält dich ganz sicher im Gedächtnis, im Gegensatz zu den anderen auf der Party, selbst wenn die einen spannenderen Beruf haben.
Erzählte Haltung = interessante Haltung!
Letzten April war ich auf einem Business-Treffen mit meiner Community, der TCS – The Content Society in Stuttgart. Ich übernachtete bei meiner Cousine, die fragte, was wir da machen und was das mit meiner Arbeit als Autorin zu tun hat. Statt, „Ich war auf einem Kongress von meinem Netzwerk. Unser Ziel ist es, qualitativ hochwertigen Content zu erschaffen.“, antwortete ich:
„Wir arbeiten an nichts Geringerem als an der Weltherrschaft: Zusammen machen wir das Internet besser.“
Meine Cousine lachte, verstand sofort unsere Absicht (Purpose) und war direkt interessiert. An diesem Beispiel habe ich wieder einmal gemerkt, wie stark wir auf andere wirken, wenn wir unsere Themen in Bilder oder in eine ganze Geschichte packen. Ein lebendiges Beispiel, eine Szene aus einem Film oder schon ein einziges Wort, wie „Weltherrschaft“ 😉 – und schon weckst du Interesse. Apropos Lachen: Wenn deine Storys jemanden zum Lachen bringen, bekommen sie doppelt so viel Kraft. Das wusste schon Aristoteles.
Über das Thema Storytelling für Bewerbungen oder zur persönlichen Neuorientierung gebe ich auch Seminare. Sprich mich einfach an!
“Das Erzählen ist die wichtigste Form menschlichen Denkens. (…). Wer sich des homo narrans nicht gründlich annimmt, wird den Menschen und seine Existenzbedingungen nie verstehen“
(Werner Siefer in Der Erzählinstinkt, 2015)
Du merkst es schon? Storytelling ist nichts anderes als unsere ureigene Erzählkultur. Die Fähigkeit, die Welt durch Erzählen zu verstehen, eignet sich nicht nur für Romane oder Unternehmensstrategien, sondern ist essenziell für dein Selbstwertgefühl. Storytelling ist für mich ein Mittel, meine Werte und meine Haltung (Purpose) zu bestimmten Themen zu zeigen. Die Frage ist doch: Will ich etwas möglichst exakt und neutral darstellen und riskieren, dass es niemand liest? Oder will ich Begeisterung wecken?
Das war ein erzählter Blogartikel. Er soll dir helfen, meine Begeisterung für die Erzählkultur zu verstehen und dich mit der Erzähllust anzustecken. Die Hardfacts, findest du in diesem Blogartikel: 46 Gründe, warum sich Business-Storytelling lohnt!
Dir fällt jetzt spontan eine Geschichte über deine Stärke, dein Business oder deine Haltung ein? Dann schreib sie gerne in die Kommentare. – Ich bin gespannt!
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In Storytellas weekly schreibe ich regelmäßig über das Erzählen, und wie du es anstellst, dass deine Gehirnzellen regelmäßig kreativ werden – du kannst die kurzen Impulse direkt für dich selbst und dein Business umsetzen!
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