Mein Name ist Hase, und ich weiß (manchmal) nichts!

Mein Name ist Hase und ich weiß (manchmal) nichts!

Bewusstes oder unbewusstes Nicht-Wissen gehört einfach zum Leben dazu. Der Ausspruch „Mein Name ist Hase, ich weiß von nichts!“ hat manchen schon gerettet. Ist Nicht-Wissen peinlich oder praktisch? Ist Halbwissen gut oder gefährlich? Und was ist mit Wissen: Weiß ich viel, wirke ich entweder als Expertin oder als sehr hochnäsig … So etwas Vertracktes aber auch! 😉 

Als Autorin und Texterin ist das Nicht-Wissen eines meiner mächtigsten Tools, wenn ich mich im Recherche-Modus befinde. Im Privaten finde ich Wissen in manchen Bereichen lebensnotwendig, doch dazu später. Ob beruflich oder privat: Meist beende ich meine Recherche oder (spirituelle) Reise in dem Wissen, dass ich so vieles noch nicht weiß. 

Anlass für diesen Blogartikel ist übrigens die Blogparade #NichtWissen „Mein Name ist Hase“ von Susanne Wagner. Welche Facetten hat das ganze, fragt sie. Gut, hier kommt mein persönlicher Weg zum Thema „Hasen und die Welt des Nicht-Wissens“!

 Ist vermeintliches Wissen vielleicht nur ein winzigkleiner Ausschnitt aus dem absoluten Wissen, und gibt es das überhaupt? Verbreiten wir etwas als Wissen, indem wir nur ungeprüft in die Welt hinausschreien, was wir für selbstverständlich halten?

“Ich weiß, dass ich nichts weiß!”
(Nicht wirklich von Socrates) – Ich liebe dieses Zitat!

Diesen Satz sagt angeblich Sokrates, sagt Platon. 😉 Egal wer es war, mit dieser Aussage wird in der klassischen Philosophie hinterfragt, was man zu wissen glaubt. Ich finde diesen Satz sehr treffend, weil er die ewige Debatte um Wissen, Nicht-Wissen und Halbwissen prägnant umreißt: Es kommt einfach nicht darauf an! Viel wichtiger ist, wie wir mit dem Thema Wissen umgehen und wozu wir es nutzen. Ich habe meinen ganz persönlichen Weg mit Wissen, Nichtwissen, Halbwissen, Nerdwissen 😀 usw. gefunden.

Nicht-Wissen – mein praktisches Tool

„Mein Name ist Hase, und ich weiß von nichts“, sage ich im übertragenen Sinn, wenn ich ganz viel über ein Thema herausfinden möchte. Denn: Würde ich bei einer Expertin oder einem Experten mit meinem (Halb-)Wissen glänzen, bekäme ich keine vollständigen, ungefilterten Antworten, frisch und frei ausgesprochen. Nicht-Wissen eignet sich also hervorragend, um an Informationen zu kommen.

Aktuelles Beispiel aus meinem Autorinnen-Alltag:

Meine Nachbargemeinde beauftragte mich für einen  „Bericht aus dem Rathaus“ über das verheerende Juni-Hochwasser. Hintergrund war, dass nicht alles optimal gelaufen war, die Gemeinde jedoch Schlimmeres verhinderte. Nur wurde das leider ganz anders in der Öffentlichkeit gesehen: Die Gemeinde sei schuld an tagelang vollgelaufenen Kellern, der Bürgermeister habe sich nicht gekümmert usw., hieß es. Auf Social-Media wurden sogar Fake-News über kontaminiertes Grundwasser verbreitet und allgemein machten wilde Gerüchte über die Unzulänglichkeiten im Ort die Runde. Schlimm für alle, die sich den A… abgemüht hatten, damit die Gemeinde heil davonkam. Ich wohne im Nachbarort, habe also durchaus Einblick in das Thema. Vor meine Auftraggeber stellte ich mich jedoch unwissend, denn sie sollten mir ohne Vorbehalte alles erzählen.

 „Mal für mich zum Verständnis“, fragte ich: „Was ist denn genau passiert und wann? Wie sind eure Abläufe? Und was ist in euren Augen gut, und was ist nicht gut gelaufen?“

Hoch, höher, Hochbehälter
Mein Name ist Hase, ich Fuchs!

„Ich Fuchs“, habe nicht verraten, dass ich schon etwas über die Trinkwasserversorgung weiß. Erst hinterher. – Hier: Ich bei der Besichtigung des Wasserwerks unserer Gemeinde 2017.

Zurück kam dann ein sehr genauer Ablaufplan der Tage des Hochwassers in der Gemeinde. So einen guten Input hatte ich nicht erwartet und beschloss spontan, aus dem Ablaufplan eine Art Hochwasser-Tagebuch zu schreiben. Alle weiterführenden Informationen lagerte ich dann in einen zweiten Artikel „Aktueller Stand“ aus. – Das Hochwasser-Tagebuch ist jetzt in Tage und Uhrzeiten gegliedert, der aktuelle Stand ist in drei Unterthemen gegliedert. Beides sei sehr spannend zu lesen, bekam ich als Rückmeldung. 

Wer die „Hochwasser-Artikel“ nachlesen möchte, hier:

Was auf die Blogartikel des Rathauses folgte?

Hier ein Social-Media-Feedback:

„Sehr lesenswert, die haben das in Kissing sehr gut erklärt, auch alle Ursachen ungeschönt erläutert“ (Johanna P.)

Fazit: Nicht-Wissen schützt meiner Meinung nach vor Überheblichkeit (Hybris) und sorgt dafür, dass ich ungefilterte Informationen bekomme. Für gute Texte ist das nicht nur sehr wertvoll, sondern unabdingbar! Mein Wissen kann ich immer noch hinzufügen, wenn es dann passt.

Braucht die Welt mehr Nicht-Wisser?

Nicht-Wissen im Sinne von Hinterfragen bevor man sein Wissen preisgibt, finde ich sehr wichtig. Damit meine ich keineswegs, das Nicht- oder Halb-Wissen als unumstößliches Wissen zu verkaufen. Denn genau das schafft ja bekanntlich auch Fake-News.

Nicht-Wissen, Halbwissen oder Wissen – was ist schlimmer? Ich, als Königin des Halbwissens, kann nur vermuten, dass ich auf Einladungen mit meinem “Senf” zu so gut wie jedem Thema, manchmal auf die Nerven gehe. Es ist aber auch schlimm mit uns Texterinnen! Andererseits sorge ich für anregende Gespräche, weil uns nie der Gesprächsstoff ausgeht. Momentan spreche ich gerne über Wasser, sowas aber auch!

Andererseits finde ich, es braucht gleichzeitig ab und zu mehr Wissende und Nicht-Wissende auf der Welt. Damit bin leite ich zum persönlichsten Teil dieses Beitrags über: 

Auf welches Wissen im Alltag kann ich gerne verzichten?

Ich weiß, es gibt keine dummen Fragen, aber manchmal … da komme ich ins Zweifeln.  Gerne verzichten kann ich auf bestimmte Fragen in manchen Social-Media-Gruppen. Damit meine ich nicht wirkliche Fragen, sondern dieses hirnlose Posten um jeden Zweck.

Zum Beispiel: In der Facebook-Gruppe meiner Gemeinde wird regelmäßig gefragt, wo man hier in unserem (kleinen, überschaubaren) Ort ausgehen kann, einen Bäcker, Werkstatt, Friseur findet oder oder (Suchfaulheit). Mittlerweile wird sogar gefragt, „Wer weiß, woher diese Musik herkommt? Es ist nach 22 Uhr!“ (Beschwerde-Lust) oder „Wer weiß, warum der Rettungshubschrauber über uns kreist“ (Sensationsgier). Es wird noch nicht einmal die Suchfunktion in der Gruppe bemüht, denn das wurde schon mehrfach beantwortet. Irgendjemand wird schon antworten (passiert leider fast immer).

„Heb deinen A…, geh hinaus in die echte Welt, feiere mit und entdecke den Ort in dem du lebst mit eigenen Augen!“, möchte ich den unreflektiert Postenden laut zurufen. Doch ich bin dann ganz still und weiß von nichts. Das nenne ich Nicht-Wissen als Schutzfunktion (nicht aufregen!) und Erziehungsmethode (werde bitte selbst aktiv)! 😉

Wann ist Nicht-Wissen gefährlich?

Vor allem das Wissen über mich selbst finde ich äußerst wichtig, ja sogar lebensnotwendig. Je mehr ich über meinen eigenen Körper, Geist und Seele weiß, desto besser für mein Wohlbefinden und (!) für das meiner Mitmenschen. Denn je mehr ich mit mir selbst im Reinen bin, desto ausgeglichener bin ich im Außen. Ich kann zu mir selbst persönlich nicht genug wissen, gehöre daher – je nach Arzt – zum Typ „wissbegierige Patientin, die mit Halbwissen glänzt“ oder „nervende Patientin, die zu viel hinterfragt“. Ich möchte euch nicht mit meinen eigenen Erlebnissen und Erfahrungen zum Thema Gesundheit langweilen, verweise daher auf zwei Blogartikel meiner Blogger-Kolleginnen und Expertinnen zum Thema Gesundheit:

  1. Andrea Beerbaum: Braucht die Welt mehr (Nicht-)Wissen? – Nein!Andrea schreibt in ihrem letzten Absatz ihres Blogbeitrags über den Wert eines mündigen Patienten für sich selbst und für die Ärzteschaft. Kann ich voll unterstreichen. 
  2. Susanne Wagner: 5 selbstermächtigende Kraftquellen aus dem #NichtWissenSusanne ermutigt dazu, den Verstand auszuschalten (sprich: das Wissen), wenn man etwas auf den Grund gehen will. – Auch das kann ich aus eigener Erfahrung bestätigen, würde aber hier Nicht-Wissen eher als Urvertrauen bezeichnen. 

Mein Fazit

Wissen ist Macht, Nicht-Wissen auch und Halbwissen ist auch Wissen, denn wer kann schon von sich behaupten, dass er oder sie alles zu (s)einem Thema weiß? 🙂

Pssst, nicht weitersagen: Meine Schwiegermama, die ich sehr schätze, habe ich neulich erwischt, dass sie zu Hause konsequent ihre Hörgeräte ablegt. Damit schützt sie sich vor den andauernden Stammtischparolen mit Dauergenörgel ihres Partners (bei laut gestelltem TV-Gerät). – Eine echte Nicht-Wissens-Expertin!

5 Kommentare zu „Mein Name ist Hase, und ich weiß (manchmal) nichts!“

  1. Schön geschrieben, liebe Manuela! Mir gefällt, deine Offenheit für alle Seiten. Man hört deine ernste Gewissenhaftigkeit heraus und ebenso deine spielerische Leichtigkeit zum Thema.
    Liebe Grüße Marianne

  2. Liebe Manuela
    Vielen Dank fürs Mitschreiben bei meiner Blogparade zum #NichtWissen und erst noch Verlinken der bisherigen Beiträge, das freut mich!

    Der «Gemeintipp» mit den Hörgeräten ist in meinem Umfeld auch bekannt. Oder die Batterie ist halt einfach dummerweise plötzlich leer, wenn ungebetener Besuch kommt.

    Meinen «Hasenpelz» lege ich auch öfters um, wenn ich wirklich wissen will, wie etwas funktioniert. Dann spitze ich die Hasenohren und nutze, wie so schön von dir beschrieben, die das Füchslein-Tool der Schlauheit, sich unwissend zu stellen.

    Ich finde auch, bei so schweren und weltbewegend ernsten Themen, darf (muss!) ein Augenzwinkern mit drin sein. Sehr gern gelesen, wie du «mein» Thema umgesetzt hast.

    Coolen Blogparaden-Sommer wünscht dir
    Susanne

    P.S. Verwehrst du mir echt das «Wie du mir, so ich dir»? Ich finde deinen Blogparaden-Aufruf (immer noch) nicht.

    1. Liebe Susanne,
      ich muss dir danken: für deine Blogparade. Dein „Hasen-„-Thema fand ich sehr wichtig zu verbloggen, gerade als Storytella. Denn Geschichten sind ja nichts anderes als Wahrheiten in einer schönen Verpackung oder in einem leckeren Teigmantel: Auch Ernstes darf schön aussehen, gut schmecken und dadurch nachhaltig verinnerlicht werden. Daher setze ich mich im 21. Jahrhundert ja auch dafür ein, dass wir unser kulturelles Erbe – Märchen – lebendig halten.
      Was meine diesjährige Blogparade betrifft, es gibt keine. 🙂 Wie schön, dass du nachfragst (du bist übrigens nicht die einzige, die ein Thema von mir vermisst)! Meine letzte hatte so wenig Teilnehmende, dass ich mir eine Blogparaden-Pause gegönnt habe. Dafür habe ich aber meinen Newsletter seit Frühjahr gestartet. Auf Storytellas weekly kann man sich inspirieren lassen, was das Zeug hält. Aber ich nehme eure Anmerkungen ernst und werde wieder eine Blogparade starten. Vielleicht schon diesen Herbst!
      Liebe Grüße
      Manuela

  3. Liebe Manuela,
    ich habe mir bisher über das Thema Wissen und Nichtwissen keine Gedanken gemacht, danke für deinen Artikel, der mir gezeigt hat – zudem sehr informativ UND unterhaltsam – wie viele Aspekte alleine Du zusammengetragen hast.
    Ich notiere mir diesen Gedankenanstoß für irgendwann später einmal – für einen eigenen Artikel dazu wird mir die Zeit bis 1.9. leider zu knapp.

    Viele Grüße Gabi

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