„To be continued!“ – Ich werde hier nach und nach weitere Storytelling Buchtipps einstellen, versprochen!
Warum fiebern wir heute stundenlang mit den Serienhelden auf Netflix und Co. mit? Warum erinnern wir uns besser an George Clooneys Nespresso-Geschichten als an den Benefit anderer Kaffee-Kapsel-Marken? Weil wir guten Geschichtenerzählern auch heute noch gerne zuhören. Lewis Carroll legt seinen Protagonisten in „Alice im Wunderland“ eine simple und sehr weise (Anmerkung: weise ist fast immer einfach) Antwort in den Mund:
„Die Abenteuergeschichten zuerst, bitte. Erklärungen brauchen immer so schrecklich lange!“
(Lewis Carrol in: Alice im Wunderland)
Sind wir doch mal ganz ehrlich, den meisten von uns geht es ähnlich: Wir tauchen lieber in eine spannende Geschichte ein, als einfach nur trockene Fakten und Erklärungen und theoretische Überbauten zu lesen. Warum also, sollten wir dann gerade über das Storytelling nur Theorien über Heldenreisen und Co. lesen? Viel zu kompliziert, finde ich, denn für mich ist das Storytelling eine sehr intuitive Sache.
So, heute mal weg mit dem Fachbuch und her mit dem „Reißer“! Lasst uns das Angenehme (spannender Roman) mit dem Nützlichen (Storytelling lernen) verbinden! Hier kommt meine persönliche Top-Liste Storytelling Buchtipps ohne Fachbücher. Zum Lesen in der Hängematte, auf dem Sofa, in der Bahn oder woanders – nur nicht am Schreibtisch!
1. Foundation-Trilogie von Isaak Asimov
„Der Tausendjahresplan“, „Der galaktische General“ und „Alle Wege führen nach Trantor“ nennt man die Foundation-Trilogie. Isaac Asimov ist eh einer der ganz großen Meister der Science-Fiction – diese drei sind Pflichtlektüre und wahre Fundgrube für Storyteller. Wer sich dann noch für Geschichten Roboter – Mensch interessiert, liest einfach weitere Geschichten von Asimov, wie „I Robot“ usw. Unglaublich, aber den ersten Teil schrieb Asimov im Jahre 1943 und die Taschenbücher sind auch heute noch soo spannend.
Was lerne ich fürs Storytelling: Wie schafft man Nonstop-Action? Wie flicht man gewagte Hypothesen (Psychohistoriker!) und einen glaubwürdigen, umfangreichem Weltenbau zusammen? Wie führt man den Leser auf falsche Fährten?
2. Behemoth
Behemoth, benannt nach dem biblischen Urmonster, ist eine neue Science-Fiction-Geschichte vom deutschen Autoren-Duo T.S. Orgel. Warum der Roman ein Storytelling Buchtipp ist? Drei riesige Generationenschiffe „schippern“ wie Archen durch das All, mit dreimal Menschheit an Bord. Denn die Erde ist unbewohnbar geworden, man liefert sich ein kosmisches Rennen zum nächsten bewohnbaren Planeten. Im Laufe der langen, generationenübergreifenden Reise haben sich die Besatzungen immer weiter auseinander entwickelt. Als sie plötzlich auf ein Raumschiffswrack treffen, entbrennt ein Konflikt zwischen den drei Schiffen. Typisch Menschheit: Wer die Ressourcen des Wracks kontrolliert, kann das Rennen zur „neuen Erde“ gewinnen. Aber niemand ahnt, was es mit dem toten Schiff wirklich auf sich hat …
Was lerne ich fürs Storytelling: Verhalten in geschlossenen Systemen, Spannungsaufbau, Entwicklung von Kulturen (und deren Auseinander-Entwicklung), Machenschaften, Intrigen und Freundschaft und Zusammenhalt. In diesem Roman geht es um die ganze Frage nach dem „Wie wollen wir auch morgen noch zusammenleben?“. Außerdem lernst du hier, wie du ein gruseliges Setting so richtig schön aufbaust.
3. Herr der Ringe und Der kleine Hobbit
Die Bücher, nicht die stark abgekürzten Filme! Der Herr der Ringe und Der kleine Hobbit, also das Epos von John Ronald Reuel Tolkien ist ein Klassiker der Fantasy-Literatur, genauer gesagt „High Fantasy“ und auch einer meiner Storytelling Buchtipps. Außerdem sind sie wieder einmal der Beweis, dass phantastische Geschichten nicht nur für Kinder sind!
Was lernst du fürs Storytelling? Wie baut man Schlachten, epische Schlachten spannend auf? Wie verflechte ich verschiedene Zeitebenen miteinander? Wie schaffe ich Wesen? Wie Intrigen, Streit und Versöhnung? Wie setzte ich geheime Ratssitzungen in Szene? Wie schaffe ich glaubwürdige a) sympatische Wesen (Tom Bombadil), b) erhabene Wesen (Elben), c) schreckliche Wesen (Orks)? Zauberer, Könige, Untertanen. Wie geht eine Heldenreise los? Wie schaffe ich eine Schatzsuche? Eine schier unüberwindbare Aufgabe? … Ich habe sicher noch nicht alles erwähnt!
4. Achtsam Morden
Als ich das Buch Achtsam Morden von Karsten Dusse zum ersten Mal gelesen habe, war ich völlig fertig. Vom Lachen und zustimmenden Nicken! Hier schreibt nicht nur ein Krimi-Autor, sondern vor allem ein Experte für Achtsamkeit. Ein Gangster-Anwalt als Held, den man liebgewinnt, dem man alle seine „Fehler“ verzeiht, da sie nachvollziehbar sind? …
Was lernst du fürs Storytelling? Wie wird aus einem „Igitt“-Helden (Mafia-Anwalt) jemand, den die Zuhörerinnen und Zuhörer lieben? Wie zerstöre ich Erwartungshaltungen des Publikums? Wie schaffe ich Sympathie für das Böse? Wie werden aus Fehltritten Tugenden? Und wie bringe ich eine Methode (Achtsamkeit) mit völlig konträren Situationen (Morde) zusammen und erkläre sie dadurch noch viel besser?– Achtsam Morden hat übrigens zahlreiche Fortsetzungen, die ich ebenfalls empfehle.
6. Outlander-Reihe
„What if your future was the past?„ – In der Outlander-Saga von Diana Gabaldon steht die Engländerin Claire, zu Beginn eine resolute, fluchende Krankenschwester, im Mittelpunkt. Im Zweiten Weltkrieg, ist mit einem englischen Professor verheiratet. Im Jahr 1946 reist sie aus Versehen durch einen Stein in Schottland ins Jahr 1743. Hier lernt sie ihren zweiten Ehemann, den blauäugigen, rothaarigen Schotten Jamie, kennen und lieben. Gemeinsam bestehen sie zahlreiche gefährliche Abenteuer, fluchen sich durch schottische Aufstände, wandern im Verlauf der Buchreihe nach Amerika aus, gründen in North Carolina „Frasers Ridge“ … Diana Gabaldon, die Königin der Highland-Saga, der Zeitreisen und der Lovestory schrieb die – derzeit noch – neunbändige Outlander-Reihe. Der erste Band der deutschen Übersetzung heißt Feuer und Stein.
Was lerne ich fürs Storytelling: Wie schaffe ich eine Lovestory mit Millionen Fans, und das mit neun im Schnitt je 700-Seiten-starken Büchern? Wie gestaltet man historisch korrekte Schauplätze, Menschen, Alltagsleben? Wie flechte ich Dialoge gekonnt in Action-Szenen ein? Wie entwickelt man einzigartige Figuren mit ganz unterschiedlichen Charakterzügen? Wie lasse ich Figuren sich streiten, entzweien, hassen und lieben? (Die ganze Kette von Emotionen als Texte!). Coole Flüche. Medizingeschichte. Schlachtenleben. Moden, Dialoge und Witze (!) Überleben auf dem Land, in der Stadt und am Hof. Man erfährt innerhalb der spannenden Story mehr Details über das Leben im Schottland und Frankreich vor und nach der Schlacht von Culloden, dem Amerika vor und während der Unabhängigkeitskriege, dem täglichen Leben in Europa, an Bord von Schiffen und in Übersee des 18. Jahrhunderts als in irgendeinem Geschichtsbuch, denn: Diana Gabaldon ist nicht nur eine gute Autorin, sondern dazu noch akribische Recherche-Meisterin. Wie man es schafft, dass auch scheinbar unmögliche „Fakten“, wie „Es gibt Zeitreisende“ beim Publikum absolut glaubhaft ‚rüberkommen – ebenfalls zu lesen.
7. Hintertristerweiher
In Hintertristerweiher erzählt Nicola Förg auf zwei Zeitebenen eine Geschichte. Es geht über das Ungesagte zwischen der Kriegsgeneration und den Nachgeborenen. Es geht über Heimat und Heimatlosigkeit, Seelenorte und Seelenverwandte. Ich finde es geht vor allem darum, dass es in allen Kriegen – egal aus welchen (hehren) Gründen sie angezettelt werden – Verrat beinhalten. Und, dass es ans uns selbst liegt, dass wir in derartig feindlichen Zeiten, trotzdem zusammenhalten und eben nicht „den Feind“ als Feind, sondern als Mensch betrachten.
Warum ein Storytelling Buchtipp? Aus o.g. Gründen ist das Buch ein Appell an das Miteinander, an die Freundschaft über alle Grenzen und Kulturen hinweg – ohne in Kitsch abzudriften. Nicht leicht! Für das eigene Storytelling lernt man hier, Zeitschienen (ähnlich, wie bei Zeitreisen) so miteinander zu verflechten, dass die Leserinnen und Leser diese Sprünge akzeptieren und die Story gerne weiterlesen (oder -hören). Das ist, finde ich, gar nicht so einfach.
8. Die Spinne in der Yucca-Palme
Wenig Zeit für einen Roman, aber du suchst einen coolen Aufhänger für dein nächstes Meeting, deine neue Romanidee oder die kommende Schulstunde? Dann lies diese Häppchen in Die Spinne in der Yucca-Palme und noch die Fortsetzung, Die Maus im Jumbo-Jet! Alles beruht auf „wahren Begebenheiten“, denn es handelt sich um Sammlungen moderner deutschsprachiger Sagentexte.
Was lerne ich fürs Storytelling: Wie funktionieren unsere eigenen Ängste, Wunschträume und Vorurteile? Wie werden aus der Angstlust gegenüber dem Fremden und Bedrohlichen immer neue Horrorgeschichten? Wie wird aus einer Begebenheit eine sagenhafte Story und später eine Legende? Etwas, das sich kulturübergreifend weitererzählt wird? – Zugegeben: Manchmal läuft es mir kalt den Rücken herunter, wenn ich darin den Wachstum einer winzigen Begebenheit zur horrormäßigen Riesenstory verfolge. Mit diesen Micro-Geschichten hast du außerdem lauter Storytelling-Aufhänger für verschiedene Zwecke.
Liebe Manuela! Super Tipps und die Verbindung mit Storytelling-Wissen finde ich super. Du hattest meine Aufmerksamkeit schon mit deinem ersten Autor: Asimov – legendär! Wie wärs mit Storytelling-Learning nach Philip K. Dick für das TBC? Ich warte 😁 auf jeden Fall auf die Fortsetzung deines Artikels. Herzlich, Susanne
Der Autor von Blade Runner, Philip K. Dick? Ein Storytelling Klassiker für Dystopien – natürlich!!!
Liebe Manuela,
Vielen Dank für die vielen Tipps u d die Verbindung zum Storytelling. Das war mich gar nicht so bewusst. Mein Lieblingsbucj aus deiner Auflistung ist eindeutig „Herr der Ringe“, da war ich scholars Teenager, also vor ca. 35 Jahren begeistert und bin es immer noch.
Ganz liebe Grüße, Birgit
Viel lesen ist der simple und beste Weg zum guten Storytelling. Herr der Ringe hat so gut wie alles, was Geschichten brauchen – und viel mehr 🙂
Achtsam morden habe ich Februar auf La Gomera als Hörbuch empfohlen bekommen – und die Folgebände auch gleich noch konsumiert. So genial gemacht! Dem Autor gelingt es wunderbar, das eigene Weltbild in Frage zu stellen? Und etwas lernen kann man auch. Zumindest wie man Leichen diskret aus der Welt schafft!
Ich freue mich auf mehr Tipps!
Liebe Grüsse, Dina
Hallo Dina,
ich liebe diese Reihe auch. Es gibt mittlerweile ja mindestens 5 Bände, habe ich gerade gesehen. Wie der Autor es schafft, dass mir als Leserin plötzlich das große Thema Achtsamkeit anhand von mafiösen Methoden erklärt, und das völlig nachvollziehbar … Sympathy for the devil!