Was bringt ein eigener Schreibstil? Satzmelodien, die Texte unverwechselbar machen? Brauchen Sie einen Texter mit eigenem Stil? Meine Antwort lautet: Jein aber das ist nicht so wesentlich. Denn hinter der Frage steckt vielmehr der Wunsch nach richtig guten Texten. Es geht also um spannenden, unterhaltenden, verkaufsstarken … Unique Content.
„Wer erfolgreich bloggen will, muss einen eigenen Stil entwickeln“, lese ich auf der Homepage einer Kollegin. Wer für einen erfolgreichen Blog schreiben will, muss die Blogbeiträge im passenden Stil texten können, ergänze ich mal ganz salopp. Jetzt wird der Wunsch nach einem Texter mit eigenem Stil klarer: Mehr Sichtbarkeit, mehr Relevanz für Leser und Suchmaschinen werden gewünscht. Verständlich!
Der Texter mit eigenem Stil kann interessant fürs Ranking sein
Versetzen wir uns mal in unsere Leser: Erst durch einen eigenen Stil wird der Blog oder das Magazin unverwechselbar. Mit einer eigenen Stimme treten Sie als Experte hervor. Mit dem roten Faden wird daraus ein großes spannendes Ganzes. Sie können Leser an sich binden, wenn Sie Stil und Ton passend wählen. Nicht nur Fan-Blogs leben von der Persönlichkeit des Blogbetreibers, auch Blogs von Unternehmen, Reiseblogs, Kochblogs und viele weitere.
Guter Stil ist eine Frage der Haltung (unbekannt)
Die Blogbeiträge werden lesenswerter, wenn sie mich als Leser stilistisch ansprechen. Sie dürfen ruhig Ecken und Kanten zeigen oder witzig sein. Doch bitte immer mit der richtigen Tonalität, Satzmelodie und Wortwahl. Der passende Stil ist es, was einen Text sympatisch wirken lässt. Ein Text, der leicht und fluffig über selbst schwierige Themen „spricht“, ohne dass ich merke, woran es genau liegt, hat mich als Leser schon gewonnen. Aber aufgepasst, „leichte Texte“ sind nicht schnell geschrieben. Das ist ein gängiger Irrtum.
Auch mein Texterblog muss wiedererkennbar sein, wenn er zwischen den tausend anderen Texterseiten langfristig „hervorspitzeln“ will.
Wenn Sie sich auf die Suche nach dem passenden Texter mit Stil und fluffiger Schreibe machen, sollten Sie zuerst diese Mythen über uns Texter*innen vergessen.
4 Mythen über gute Texter:
- Wenn mir der Stil meines Schreiberlings gefällt, passt er zum Auftrag.
- Texter*innen, die mein Thema als Spezialgebiet haben, sind die besten für mich.
- Gute Texter*innen tragen schwarze Rollkragen-Pullis und gucken intellektuell.
- Texter*innen mit Stil brauchen kaum Infos von mir. Sie schreiben sofort los.
So einfach ist es nicht. Schwarze Rollkragen-Pullis stehen nicht jedem 🙂 und Schreiben ist eine Kombination aus Talent, Handwerk und Erfahrung. „Wie de Bejabung uffhört, gleich geht der Stil los“, ist ein Zitat des Malers und Grafikers Max Liebermann. Der eigene Stil der Texter*in muss dem Auftraggeber nicht unbedingt persönlich liegen, er muss zur Geschäftsidee passen. Das ist viel wichtiger.
Texter*innen müssen nicht unbedingt nur fit auf einem Gebiet zu sein, um gute Texte zu schreiben. Ein Spezialist kann auch betriebsblind werden. Auf der anderen Seite kann ein Allrounder zu oberflächlich mit einem Thema umgehen. Es kommt also, wie sooft, auf den einzelnen Experten an. Texten = Talent plus Handwerk plus Erfahrung plus Empathie …
Den Stil verbessern, das heißt den Gedanken verbessern… (Friedrich Wilhelm Nietzsche)
Ein*e Texter*in mit Stil ist gut, wenn er oder sie noch über weitere Fähigkeiten verfügt. Wer mit Stilen spielen (reimt sich) kann, auch noch empathisch ist, sauber recherchiert UND seinen Zeilen eine gewisse persönliche Note gibt, der oder die kann lebendig für unterschiedliche Zielgruppen schreiben.
Solche Texter*innen oder Autor*innen entwickeln für Sie stilsichere Texte, die gerne gelesen werden. Beiträge, die unterhalten und Ihren Lesern einen echten Mehrwert bieten. Unterhaltung ist dabei wichtig.
Wenn der Texter mit eigenem Stil durchdreht, gibt es Stilblüten …
- Doppeldeutigkeit: „Die Alm liegt hoch im Gebirge. Dort ist der Senner und die Sennerin. Im Frühjahr wird aufgetrieben, im Herbst abgetrieben.“ – Ja genau, der Herbst ist Abtreibungsmonat … 🙂
- Falsche Wortwahl: „Ihre Augen glitten an seinem nackten Körper hinab.“ – Hmm, ich stelle mir gerade vor, wie zwei glibbrige Zombie-Augäpfel sich über Brust, Bauch und Beine auf den Weg nach unten machen… huaa!
- Falscher Satzbezug: „Die Bäume schmückten Girlanden aus Blumen.“ – DAS würde ich gerne sehen: Buchen und Eichen, die ihre knorrigen Äste heben und Blumengirlanden in der Gegend herumdekorieren? Der Wald, das unerforschte Wesen …
- Kontamination: „Der Tee schmeckt abscheußlich.“ – Ähnliches kann man durchaus in der Werbung lesen. Bewusste Kontamination wird genutzt, um etwas zu verstärken, hier den zweifelhaften Geschmack. Der Leser stutzt, der Text bleibt im Gedächtnis.
- Falsche Wortwahl: „Am wichtigsten scheint es zu sein, dass der Lehrer immer wieder den Monolog mit der Jugend sucht.“ – Jup! Auch das falsche Wort wird manchmal (hier nicht) absichtlich genutzt. Wir Texter lieben Ironie. Soll vorkommen. Hab ich gehört.
Literaturtipp zum Thema
Wer jetzt Lust auf Stilkunst bekommen hat, dem empfehle ich den Klassiker:
- Ludwig Reiners Stilkunst. Ein Lehrbuch deutscher Prosa, Verlag C. H. Beck. – Seit 1943 der Klassiker für Germanisten, Texter, Autoren und Menschen, die wissen möchten, was Deutsch alles sein kann.
Stil ist die Geliebte der Kunst (Coco Chanel)
Und was verstehen Sie unter einem guten Stil?
Über welche Stilblüten haben Sie schon gelacht oder sich geärgert? Was macht in Ihren Augen einen guten Text aus? Schreiben Sie über Ihre Erfahrungen mit Stil. Über einen Kommentar würde ich mich freuen (aber bitte nicht die Augen auf mich werfen)! #ironie
Huhu,
interessante Ansätze. Ich denke man entwickelt mit der Zeit eh seinen eigenen Stil. Das merkt man schon, wenn man sich seine eigenen Blogbeiträge vom Anfang anschaut. Ein bisschen Individualität schadet sicher nie.
LG
Steffi
Ich lese Texte mit Witz und Charme viel lieber, als ohne eigenem Stil. Ansonsten überfliege ich die Texte meist nur, anstatt mir wirklich die Zeit zum Lesen zu nehmen.
PS: Ich bin zwar keine Texterin, aber Rollkragenpullis stehen mir auch nicht!
Liebe Grüße
Jana
Liebe Jana,
danke für deine Anmerkung. Du hast da etwas ganz Wichtiges genannt: Witz und Charme. Für langweilige Texte ist unser Leben zu kurz, sag ich immer.
Ich selbst bin keine Texterin im eigentlichen Sinne. Aber ich schreibe halt Texte aufgrund der Blogbeiträge. Oder bin ich doch eine?
Wie dem auch sei: die Stilblüten sind herrlich. Und können natürlich mal sein.
Ansonsten bin ich der Meinung, dass der eigene Stil doch sehr viel besser ist und darum schreibe ich alle meine Blogbeiträge selbst. Man würde gleich erkennen, wenn ich mal nicht selbst schreibe.
Herzliche Grüße an Dich
Sandra, die Rollkragenpullis doch recht mag. Egal in welcher Farb ;o)
Lieben Sandra,
der eigene Schreibstil ist unendlich viel wert in einem Blog, das kann ich dir nur bestätigen. Wie einfühlsam man als „Fremder“ vorgehen muss, merke ich immer, wenn ich einen Artikel für den Blog meiner Kunden schreibe.
(Pssst, ich habe heute einen Rollkragenpulli an, einen weißen. 😀 )
Ich muss zugeben dass ich mir mit meinen Texten nicht allzu viel Mühe gebe und nicht nach meinem Stil suche… Deine Tipps behalte ich aber auf jeden Fall im Hinterkopf, das ist etwas was ich angehen muss.
Liebe Grüße,
Emilie von LA MODE ET MOI
Ecken und Kanten gibt es in meinen Texten oft. 🙂
Es hat ein bisschen gedauert, bis ich meinen Blog-Schreib-Stil gefunden hatte, aber inzwischen stelle ich mir immer vor, es stünde mir jemand gegenüber und ich erzähle ihm das, was ich schreibe.
Danke für die inspirierenden Zitate <3
Viele Grüße, Anja
Liebe Anja, sich seine Leser als Personen vorzustellen, denen man in diesem Moment etwas erzählt, ist eine hervorragende Methode, um den richtigen Ton zu treffen! Danke für dein Lob. Ich wünsche Dir viel Erfolg mit deinem Blog!
Liebe Manuela,
sehr interessante Ansätze, die Du aufzeigst. Ich habe den Eindruck, der Schreibstil entwickelt sich bei den meisten Menschen immer ein kleines bisschen.
Aber Grundzüge bleiben gleich. Ob erlernt oder eigene Ansicht, dazu kann ich nichts sagen.
Liebe Grüße, Katja
Liebe Katja, vielen Dank. In punkto Entwicklung gebe ich dir recht: sobald wir schreiben lernen geht es los. Ob wir einen eigenen Stil entwickeln (oder nicht), hat damit zu tun, was und wie viel wir schreiben in unserem Leben schreiben. Die einen führen Tagebuch oder haben, wie du, einen Blog, andere wiederum schreiben nur das Nötigste, wie Rechnungen oder Einkaufszettel 😉
Hallo liebe Kollegin! Einen guten Stil macht vieles aus, finde ich. Synonyme, passende Stilmittel, gute Zitate und einfach ein aufgelockertes Konstrukt. Ein Text, der einfach nur runter gerattert ist, den liest niemand. Ich wünsche Dir ein schönes Wochenende. Sirit von Textwelle
Toller Beitrag, den ich gerne gelesen habe. Ich arbeite derzeit auch als Texterin für meine Auftraggeber, da wird mal mehr mal weniger mein eigener Schreibstil gefragt. Meinen eigenen kann ich nur auf meinem Blog freie Bahn lassen, was ja auch genauso gedacht ist. Aber für die Kunden schreibe ich so, wie die Kunden es wünschen, ich bin da recht wandelbar.
Lieben Gruß, Bea.
Hallo – ich bin definitiv der Meinung, dass nichts über einen eigenen Schreibstil hat. Im Internet wurde alles schon einmal irgendwo gesagt, also muss man die Leute dazu bringen, dass sie bei dir bleiben. Das gelingt am besten, wenn sie deinen Stil mögen. Wenn der dann auch noch nach Möglichkeit anders ist, als die Millionen anderen Blogs da draußen, dann findet sich schon eine treue Leserschaft 🙂
Absolut, Mila! Und bei deinem schönen Blog ist dir das ja auch gelungen! LG, Manuela
Als Journalistin ist ein eigener Stil absolut notwendig – sonst geht man in der Masse unter. Ich hab meinen zum Glück sehr früh entwickelt, bzw er war früh einfach da und ich konnte ihn zu meinem Markenzeichen machen.
Super!!