Frauen ab 50 in Marketing und Gesellschaft

Frauen ab 50 werden sichtbar!

Frauen ab 50, das sind momentan die „Chicas“, die Ende der 60er-/Anfang der 70er Jahre geboren sind. Eben noch jung, tragen wir das Etikett „Frau 50+“. Für Marketing-Experten sind wir aufgrund unseres Lebensstils (und der Kaufkraft) höchst attraktiv. Werden Frauen jenseits der Wechseljahre heute immer sichtbarer? Also im Foto meines Blogbeitrags verstecken sich gleich zwei Frauen 50+ so gaar nicht. Guess who? 😉

Zwei Blogparaden aus meiner Blogger-Community stellen genau die passenden Fragen. Mit  „Für was sind Frauen 50+ überhaupt noch gut?“, wirft Mia Brummer, die Expertin für den transformativen Wandel von Frauen in der Lebensmitte, frech in den (Blogger-)Raum. „Wechseljahre und dann? Endstation Unsichtbar oder Time of your Life?“, fragt Silke Geissen. Klar, als Life-Coach für Frauen ab 45+ wird auch sie regelmäßig mit diesen und ähnlichen  Fragen konfrontiert. Triggern euch diese Fragen auch so wie mich? Dann haut in die Tasten, denn bis Mitte November kann man bei beiden Blogparaden noch mitmachen.

Wie fange ich an? Am besten bei mir: Meinen 50. Geburtstag verbrachte ich zusammen mit meiner Mutter in der beeindruckenden Kunstausstellung „El Siglo de Oro – Spaniens Goldene Zeit“. Anschließend „chillten“ wir in einem hippen Bistro im 1. Stock mit Blick auf die Münchner Prachtstraße. Dabei erzählte mir meine Mutter von ihrem 50. und von ihrem 60. Geburtstag, die sie beide 1994 und 2004 mit einer wilden Party und reichlich brasilianischem Essen in unserem Haus feierte. Damals war ich 28 (und 38) Jahre jung und fand es einfach suuper. Wie wir uns verhalten, wenn wir älter werden, kommt auf unsere Vorbilder an, finde ich. Und ich habe viele „wilde weibliche“ 50+ Vorbilder!

Doch denken wir im Deutschland von 2022  tatsächlich ebenso „gechillt“ über ältere Frauen? Wie werde ich in der Gesellschaft als Frau ab 50 wahrgenommen? Sehen wir in Deutschland Frauen anders als – sagen wir mal – in südamerikanischen oder afrikanischen Ländern? Ich persönlich erlebe „Frau 50+“ auch in Deutschland als höchst präsent: Sie haben eigene TV-Formate, sie sind kreative Künstlerinnen, erfolgreiche Unternehmerinnen … Da stellt sich mir natürlich die Frage: Habe ich die bunte „Frauen-ab-50“-Brille auf, oder macht sich unsere geburtenstarke Generation einfach selbst sichtbar? 

50+ und kein bisschen leise

Ist Alter(n) nur ein biologischer Prozess, oder definieren wir das kulturell?

Ab wann ist man eigentlich alt? Und woran misst sich „Alter“ überhaupt? Was ich immer wieder feststelle, wenn ich meine Kontakte aus Peru, Brasilien oder Kamerun frage: Jede Kultur versteht unter „Alter“ echt unterschiedliche Dinge. Und dann kommt noch der persönliche Umgang mit dem Alter hinzu.

„So sagen die Ayizo in Westafrika, dass eine Frau alt ist, wenn sie verheiratet ist. Die Mahria im Sudan betrachten Frauen als alt, wenn sie in die Wechseljahre kommen und im indischen Kerala gelten sie als alt, wenn sie Großmutter werden. Für die Tscherkessen im Kaukasus beginnt das Alter erst mit dem 100. Geburtstag“.

(Quelle: Gesine Wolfinger: Das Alter hat viele Gesichter, in: welt-sichten)

Frauen gelten zudem früher als alt als Männer. Hier in Deutschland fange das schon Mitte 40 an, während Männer dann noch „in den besten Jahren“ seien und erst mit 60 als alt angesehen würden, führt Gesine Wolfinger fort. Okay, wie sieht das dann in Unternehmen aus? Bietet man uns Frauen etwa ab 45 die Rente an? 😉 Wohl kaum!

Was machen Business-Frauen ab 50 so?

Ina Müller, Bettina Titjen … In den Medien sind Frauen ab 50 und älter so präsent wie nie zuvor. In der Wirtschaft sehe ich hierzulande zwar viele „Wirtschafts-Senioren“ oder „alte Berater für junge Unternehmen“, doch wo ist die „weise alte Frau“, die beratend tätig ist? Wir sind präsent, keine Frage. Aber werden wir auch in der Wirtschaft „sichtbar? In den Medien ja. Ina Müller zelebriert beispielsweise in ihrem Talk Inas Nacht das Älterwerden – aber so richtig! Ich hoffe, wenigstens Ex-Bundeskanzlerin Angela Merkel wird demnächst, wie ihre männlichen Vorgänger, zur Senior-Beraterin berufen. Liebe Konzerne, es wird höchste Zeit, auch das weibliche 50+-Potenzial besser zu nutzen, ihr könnt nur gewinnen!

In meiner „Blase“ erlebe ich lauter engagierte, quirlige Frauen jenseits der 50. Meine Freundin Maureen, Modell, Designerin UND Flüchtlingsbeauftragte in unserer Gemeinde zum Beispiel. Sie ist kürzlich erst 50 geworden. Mit ihrem Label NDEMELA’s (hier Instagram) und hier ihr cooles Pinterest-Profil, begeistert sie mit unglaublich farbenfroher, kleidsamer Mode und wird nicht müde, immer wieder zu betonen, wie viel Selbstbewusstsein wir bekommen, wenn wir uns nicht in „Sack-und-Asche“ hüllen, sondern uns so zeigen, wie wir wollen!

Maureen, die Mode-Designerin, und Manuela, die Texterin, als Models.
Anais Nin Vortrag am Weltfrauentag 2020

Im ersten Bild seht ihr Maureen und mich beim Modeln für ihr Modelabel, rechts „moi“ in Aktion am Weltfrauentag 2020. Hier durfte ich für die AWO-Mering einen Vortrag über eine starke Autorin halten. Ich wählte meine Lieblings-Schriftstellerin, Anais Nin. Sie schrieb auch mit 50+ und später nicht nur Tagebücher, sondern – „verwerflich, verwerflich“ – Pornos für Frauen“. DAS und ihre Freizügigkeit nahm man(n) ihr übel und ließ sie als „Muse von Henri Miller“ lange Zeit in der Versenkung verschwinden.

Wer oder was hält uns noch, privat und beruflich?

Hatten wir Kinder, sind sie mittlerweile aus dem Gröbsten raus. Viele von uns leben bereits mit ihrer zweiten Familie oder sind wieder oder schon immer Single. Zeit genug ist jetzt, Träume darf man nicht mehr aufschieben. Leben ist angesagt!

Zum 50. Geburtstag meiner Freundin warfen wir uns  dieses Jahr alle in Schale und feierten wild. Ich persönlich habe das regelmäßige Meditieren und Sporttreiben wieder aufgenommen, orientiere gerade mein Business (mal wieder) um und plane ENDLICH, ENDLICH meinen phantastischen Kinderroman fertig zu schreiben.

Bloß nicht nur in der Vergangenheit leben

Ich kenne Frauen, die leben schon mit 30 „nur“ in der Vergangenheit und Frauen, die sich noch mit 77 Jahren für neueste Trends begeistern können (meine Mutter). Wieso sollte sich „Mensch“ ab 50 schlagartig ändern? Ich persönlich erinnere mich einerseits gerne an Stationen in meinem Leben, die natürlich mit den Jahren zunehmen. Andererseits tausche ich mich ebenso gerne mit den Generation(en) nach mir aus, denn sie halten mich „am Puls der Zeit“ und bewahren mich vor Floskeln, wie „früher war alles viel besser/leichter/…“

Von der eigenen vielfältigen Erfahrung profitieren und im Hier-und-Jetzt leben. –  Als Kreative 50+ sehe ich viele bunte Möglichkeiten, von denen auch meine Kundinnen und Kunden profitieren dürfen. Privat empfinde ich beides, Vergangenheit und das Hier-und-Jetzt, ebenso bereichernd.

Sind wir ab 50 endlich erwachsen?

Mit 50 hat frau beruflich und privat schon mehr erlebt als eine Frau mit 28. Erfolge, Karriere, Schicksalsschläge … Da liegt es in der Natur der Sache, dass ich mit 55 beispielsweise schon mehr Texte geschrieben habe oder an mehr Meetings teilgenommen habe, als eine 25-jährige Texterin. Rein rechnerisch. Aber macht mich das auch an Erfahrung reicher? Nicht unbedingt. Ich kenne da auch Gegenbeispiele …

Bin ich mit 50 endlich erwachsen geworden? Ich hoffe nicht!! Erfahrung ja, Er-wachsen im Sinne von „ausgelernt“ haben und nur noch am Kamin sitzen … werde ich hoffentlich nie.

Gibt es ein Leben jenseits der 50?​

Lustige Frage, denn ich BIN jenseits der 50 🙂 Meine Kreativität ergraut nicht, Haare – warum auch immer – auch noch nicht … Okay, sehen wir von Schicksalsschlägen oder Krankheiten mal ab (wer hat die ab einem gewissen Alter nicht?), fühlt sich mein Leben mit 50+ ganz gut an. Privat sind mein Mann und ich aus dem „Wickeln-Füttern-Versorgen“ raus, nun haben wir wieder mehr Zeit für uns.

Und ich? Ich richte (mal wieder) meinen Focus im Business neu aus. Es geht immer mehr in Richtung Storytelling und ab und zu weg vom Schreibtisch auf die Bühne. Auch mein ehrenamtliches Engagement im Verein für Internationale Kultur macht mir unglaublich viel Spaß und erfüllt mich. Dieses Jahr arbeite ich verstärkt an meiner (virtuellen) Sichtbarkeit. Alles so spannend hier!

„Verschwende deine Zeit“, sangen die Toten Hosen. Ich würde sagen, ja: Verschwende sie an DICH! Höchste Zeit wird’s!

Wie möchtest du ab 50 sein?

Mann oder Frau oder …? Schreib mir, wie DU dich gesehen fühlst, wie dein Unternehmen Menschen über 50 einsetzt oder allgemein, was du schon immer zu diesem Thema loswerden wolltest.

4 Kommentare zu „Frauen ab 50 in Marketing und Gesellschaft“

  1. Liebe Manuela,
    Ich selbst bin diesen September 55 geworden. Viele Fragen, die du dir in diesem Artikel selbst gestellt hast, hatte ich auch mit 50 im Kopf. Bin ich jetzt alt? Wie nimmt mich die Umwelt war? Der Fazit war ähnlich. Man ist so alt, wie man sich fühlt und ganz wichtig gibt. Ich habe ganz bewußt am Image gearbeitet. Nicht in der Vergangenheit leben ( damals war alles besser) aber seine Erfahrungen mit in die Neuzeit nehmen. Sich auf neues einlassen ( Ich mache gerade einen weiteren Kurs für neue Medien. Lernen hält das Hirn jung). Was ich leider oft bemerke – so tolerant ich gegenüber jüngeren Frauen bin, so intolerant ist unsere Gesellschaft geworden. Age bashing herrscht an vielen Orten. Egal ob im Beruf (die Alte hat doch keine Ahnung von Marketing. Die kann doch nur Plakate), oder im privaten Leben. Mir macht das etwas Sorgen. Sind wir wirklich zu alt, um beruflich nochmal die Welt niederzurreißen? Und wie kann man das Image der „älteren“ Frau in der Gesellschaft vielleicht ändern? Viele Fragen sind für mich noch nicht wirklich beantwortet. Vor allem das WARUM ist das oft so?
    Liebe Grüße,
    Marion

    1. Hi Marion,
      yeah, 50+ rocks!! Age bashing habe ich – auch schon in den 80er/90er Jahren – vornehmlich in Deutschland wahrgenommen. In Peru, Brasilien (Südamerika) erlebte ich viel Wertschätzung gegenüber der älteren Generation, gerade auch von 20- und 30-Jährigen. Und das trotz „Machismo“. In Frankreich, Spanien, Portugal übrigens auch. Hmmm, ein deutsches Phänomen?
      Die Welt können wir auch mit 70 noch niederreißen. (Ich kenne eine 60+ Bergsteigerin aus Österreich) oder die ganzen Künstlerinnen …
      Lass uns einfach mit gutem Vorbild vorangehen – let’s do it!
      Liebe Grüße, Manuela

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