Smalltalk auf Social Media: Wichtig oder kann das weg?

Smalltalk auf Social Media geht ziemlich gut!

Was hat Smalltalk auf Social Media mit den eigenen Postings zu tun? Und warum sollst du überhaupt Privates in Business Blogs und Accounts hineinmischen? Hier kommen ein paar Anregungen rund um’s Posten für mehr professionelle Sichtbarkeit im weltweiten Netz.

Smalltalk auf Social Media? Das ist doch nur etwas für Gesprächsrunden, denken vielleicht manche. Schon lange nicht mehr und das ist auch gut so. Warum? Sobald etwas Privatsphäre auf deinem Unternehmensprofil aufflackert, entsteht eine Verbindung mit dem Leser. Das kann eine Beziehung zu dir als Mensch oder auch ein Verständnis für eine bestimmte Haltung von dir sein. Die Frage, ob wir besser das ganze Persönliche auf Business Accounts weglassen, erübrigt sich daher, denn: Das geht gar nicht! Genau genommen gehört Smalltalk sogar zum Storytelling

Die Frage, „Sollen wir nur Business-Themen oder auch mal etwas Privates posten?“, müsste ich in anderen Ländern nie zur Diskussion stellen. Facebook gilt zum Beispiel meinen Kontakten aus Südamerika als Plattform, auf der man mit anderen aus aller Welt Kontakt hält. Man postet Familienfotos, wie andere sie in einem Fotoalbum anlegen, und im Business-Account wird Herz und Haltung gezeigt. Dennoch entblößt man sich weder privat noch geschäftlich. Gekonnter Smalltalk sieht ähnlich aus.

Entblößen wir uns auf Weihnachtsfeiern? Normalerweise nicht! Smalltalk auf einer Versammlung, Party, Kongress der sonstigen Veranstaltungen ist ganz normal. Hier redet man ja auch über Familie oder Hobbys. Das heißt noch lange nicht, dass wir anschließend unser Gegenüber gut kennen. Wir haben einfach einen netten ersten Eindruck von einer Person bekommen. Smalltalk auf Social Media gibt deinen Leserinnen und Lesern einen sympathischen Einblick, mit dem man sich besser an dich erinnert: Dafür ist das Zeigen von Persönlichkeit gut und um nichts anderes geht es in diesen unverfänglichen, aber sehr empathischen Gesprächen.  Leider stehen gerade in Deutschland viele Menschen noch solchen unverbindlichen, dafür sehr empathischen Postings auf Social Media skeptisch gegenüber.

Bei Business Accounts teilen sich die Geister: Wollen wir Geschäftliches und Privates strikt trennen? Zeigen wir nur mal den Familienhund oder lassen wir das ganze Familienleben raus? Ich bin ganz ehrlich: So richtig alles schmerzfrei posten liegt mir auch nicht. Andererseits habe ich meine ungewöhnlichsten und schönsten Aufträge bekommen, weil die Auftraggeber etwas Privates von mir entdeckt haben. Und zu meinem Blogartikel „Was sind empathische Texte?“ bekam ich für die Galerie mit misslungenen Teddy-Selfies das meiste Feedback.

Eigentlich klar, denn unperfektes zeigt uns von der menschlichsten Seite. Daher kam mir folgender Gedanke: Findet auf Social Media der Smalltalk von heute statt? Und sollten wir sein Potenzial für unser Business nicht auch online nutzen? Hier kommen mal ein paar Beispiele:

Unterschätze niemals das Menschliche!

1. Der erste ungewöhnliche Auftrag für mich als Direktmarketing Texterin kam 2009 zu mir. Damals fragte ein Bekannter aus unserem Pferdestall: „Sag mal, du schreibst doch beruflich UND hast ein Pferd. Magst du nicht unser neues Magazin redaktionell begleiten?“ Huch, er arbeitete in einem Verlag (wusste ich bis dahin nicht) und dieser Verlag brauchte Leute, die sich mit Pferdehaltung, Tipps und Alltagswissen auskannten UND professionell schreiben konnten. So wurde ich zur Redakteurin bei DIE Reiterin und einigen Fachmagazinen für den Reitsport.

2. Auch die Anfrage für Koch- und Gartenbücher und sogar für einen Gedichtband bekam ich nicht durch Zufall, sondern weil man von mir auch Privates wusste. Als eine ehemalige Kollegin, die nun in einem anderen Verlag arbeitete, eine Autorin für ihr Projekt Lieblingsplätze im Garten suchte, erinnerte sie sich an mich. Vor allem erinnerte sie sich aber daran, dass ich mal von meinen Selbstversuchen in Garten und Küche sowie von unserer jährlichen üppigen Quittenernte erzählt hatte. Mit dem dem Gedichtband lief es ähnlich: „Sie schreiben ja auch so oder? Könnten Sie sich vorstellen, dass …“ und so weiter.

Gartenbuch von Manuela Krämer
Allein mit meinem Know-how als Texterin hätte ich den Auftrag zu meinem diesem Gartenbuch nicht bekommen!

Wie wollen wir sichtbar werden?

Okay, viele meiner Smalltalk-Beispiele hier stammen alle von VOR dem Social Media Hype. Man sah sich häufiger und es gab noch kaum Zoom-Meetings. Auch meine Präsenztreffen werden im Business weniger, selbst nach den Kontaktsperre-Jahren (Lockdown) ist das so. Wie kommt man also heute in Kontakt mit neuen Kundinnen und Kunden? Mit Smalltalk!

Mit Smalltalk auf Social Media informierst du deine Zielgruppe über weiche Themen, wie deine Haltung und deine Arbeitsweise.  Auch allgemein werden Dienstleister, wie Kreative oder Coaches, hauptsächlich über Social-Media-Plattformen und über ihre Blogs entdeckt. Hier sollte also etwas mehr über dich stehen als nur die harten Fakten. Online-Plattformen ersetzen zwar nicht die wertvollen Gespräche von Angesicht zu Angesicht, aber dafür kannst du hier mehr Information über dich bieten als harte Skills und Fakten. Denn wie bitte sollen Kunden sich für dich entscheiden? Nur über den Preis? Woher sollen sie wissen, ob sie dir vertrauen können und, ob die „Chemie“ stimmt? Eine bestimmte Haltung gehört mittlerweile für viele zur Entscheidung zu den Auswahlkriterien neben Angebot und Preis. Für mich übrigens auch.

3. Mein drittes Business-Erlebnis mit Persönlichem, das ich auf Social Media teile, kam hier vor Ort. Die Grünen in Mering fragten mich an, ob ich nicht mal für sie in der Bücherei ihre jährlichen „Grünen Märchen“ zu Nikolaus erzählen wolle. Sie hatten meine Fotos vom Weltkindertag gesehen, wie ich dort ehrenamtlich als Märchenerzählerin in einem Zelt saß, umgeben von Kindern und Märchenbüchern …

4. Die Märchenerzählerei – mit entsprechenden Postings – führte wiederum dazu, dass ich 2020 auf dem Weltfrauentag in unserem Ort etwas über „Frauen in der Literatur“ vortrug. Daraufhin (Posting auf Facebook usw.) wurde wiederum ein alter Bekannter auf mich aufmerksam, der sein spanisches Buch in einem Literatur-Panel vorstellen lassen wollte. Er buchte mich für sein Event im Eine-Welt-Haus in München, wo ich sein Buch vor der versammelten peruanischen Community aus München (samt Konsul)  vorstellte – komplett auf Spanisch …

Wissen, wie jemand auch privat „tickt“, ist nicht nur für Führungskräfte wertvoll, sondern auch für deine Kundinnen und Kunden da draußen! Nutze Social Media Postings auch als Smalltalk. Gekonnt geführt, hinterlässt er Eindruck!

Kontakte finden heute zu einem großen Prozentsatz über Social Media statt. Auch meine Kundinnen und Kunden treffe ich immer seltener „in Echt“, jedenfalls geht das mir in meiner Branche so. Also sollten sie auch etwas mehr erfahren. Menschliches, Zwischenmenschliches.

Okay, dafür begegnen wir uns immer öfter in  Zoom-, Webex-, Teams- und was-auch-immer virtuellen Meetings. Doch die Pausen zwischen den Online-Meetings verbringt meist jeder für sich. Endet das Online-Meeting, klicken wir uns weg. Smalltalk? Nur minimal!

Was bleibt, ist der selten gewordene private Austausch, wenn man sich zufällig auf der Straße trifft. Doch worüber spricht man, wenn man sich nur aus der Business-Welt kennt? Es sei denn …. Wir teilen regelmäßig etwas aus unserem Privatleben im Internet. Private Postings im Business-Account können also auch gute Gesprächsöffner sein!

Besonders während der Lockdowns 2020 und 2021 gab es einen Schub in Richtung Online-Präsenz. Viele Unternehmen behalten diese fantastische Möglichkeit, sich ohne Anreise zu treffen, bei. Finde ich auch super, aber … Der Smalltalk, die Begegnung und damit auch das Zeigen unserer Persönlichkeit im Business bleiben auf der Strecke. Diese Infolücke zu zeigen, heißt für mich: Privates rauf auf den Business Account.

Smalltalk auf Social Media: 7 Tipps, wie du schreibst, ohne dich zu "entblößen"

  1. Stell dir vor, du triffst auf einen Kunden oder jemanden, der deine Zielgruppe sein könnte. Was könnte (und sollte) ihn noch interessieren außer deinem Angebot?
  2. Wie möchtest du wahrgenommen werden? Soll man in dir die Person mit dem Angebot XY sehen oder die Expertin / den Experten mit Herz, Hirn und einer bestimmten Haltung und Angebot XY?
  3. Poste oder antworte nicht zu schnell: Ein gängiger und immernoch guter Tipp (nicht von mir) ist: Vor dem Posten kurz refklektieren, so à la 1) möchte ich das dauerhaft veröffentlichen 2) kann ich damit auch nächstes Jahr noch leben 3) nützt das dieser Community?
  4. Entblöße dich und Andere nicht! Poste lieber wenige,  ausgewählte  Details statt epischer Einblicke ins Privatleben. Zum Beispiel das Eis in der Kinderhand statt dein Kind beim Eisessen. Oder ein Selfie von dir mit dem Geburtstagskind statt deiner gesamten Familienfeier. Oft machen ausgewählte, schöne Details sogar mehr Eindruck auf Social Media als die epische Breite.
  5. Poste nicht nur Erfolge!
    Stelle auch einmal Fehler, Missgeschicke oder „Ungeföhntes“  aus deinem Alltag vor. Die Tatsache, dass du nicht perfekt bist, macht dich viel sympatischer.  Diese Idee habe ich übrigens von Judith (Sympatexter) Peters, der Content-Queen!
  6. Weniger „ich“ mehr „wir“: Stelle nicht nur dich selbst vor, sondern auch andere. Selbstdarsteller gibt es genug. Lasst es uns besser machen! Posten wir auch mal Dinge, die wir mögen, Menschen, die uns inspirieren, Unternehmen, die wir wegen Y bewundern … Weniger „ich“ mehr „Nutzwert“ macht deine Profile langfristig spannender.
  7. Zeige mehr Persönlichkeit statt „nur“ Privates. Last but not least: Es geht darum, deine Haltung zu zeigen, denn oft ist es deine Einstellung zum Leben und zum Miteinander, die deine Wunschkunden bei dir kaufen lässt (und nicht bei der Konkurrenz)!

Die Frage ist nicht, wie andere posten, sondern, wie du gesehen werden willst

Übertreibe es aber bitte nicht mit dem Smalltalk auf Social-Media! LinkedIn nervt mich zum Beispiel momentan besonders. Warum? Weil ich dort gerade soviele endlos labernde Posts sehe, die nach folgendem dem Schema aufgebaut sind:

  1. Erste Zeile: Etwas Provokantes („Gestern fiel eine Katze auf meinem Weg zur Arbeit tot um“,
  2. Mittelteil: Das Dankbarkeitsgesülze („Ich bin ja soo dankbar, weil ich gestern diese Katze vor den Augen meines Kindes wiederbelebt habe UND danach dieses unglaubliche Projekt XY entwickeln durfte“.)
  3. Schluss: Poste unbedingt einen CTA („Uuund? Wie war dein Tag?“)

Da scheint mal wieder jemand so LinkedIn-Gesetze zu verkünden und die Masse folgt. 😀 Heißt das nun, ich verlasse LinkedIn? Nö! Weil ich weiß, dass Postings nichts mit der Social-Media-Plattform zu tun haben, bin ich dort, wo ich mag und mache es einfach auf meine Art!

Das Internet vergisst nie, daher überlege dir immer gut, was du postest und kommentierst und was lieber nicht.

Literaturtipp: Ziemlich gut finde ich das Buch Die Netzwerkbibel. Zehn Gebote für erfolgreiches Networking. Hier erklärt Tijen Onaran, wie sie „einfach“ das gekonnte Einsetzen von Smalltalk auf Social Media als „Networking“ fortführt. Für mich ist das Posten von privaten Infos auch nicht mehr, aber (!) auch nicht weniger!

Diesen Artikel habe ich im Rahmen meiner eigenen Blogparade: Wie viel Persönliches verrätst du auf Social Media? geschrieben. Wollt ihr mitmachen, verlinkt einfach euren Beitrag dort in den Kommentaren. Auf Social Media fügt bitte den Hashtag #persoenlichesaufsocialmedia an, dann kann ich euren Beitrag finden, teilen und liken.

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Meine Liebe zu Texten als Tuschezeichnung

Du hast keine Zeit, keine Lust, kein Talent (...), um regelmäßig gute Texte für dein Business zu schreiben? Ich schreibe auch Texte für LinkedIn, Instagram und Co. Damit dein Business so sichtbar wird, wie es zu dir passt. – I write, you feel!

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